29. Juli 2025
Die Rohölpreise haben zu Wochenbeginn erneut zugelegt: Die Nordseesorte Brent schloss am Montag bei 70.04 US-Dollar pro Barrel, dem höchsten Stand seit dem 11. Juli. Auch der US-Ölkontrakt WTI verteuerte sich und erreichte mit 66.71 Dollar pro Fass den höchsten Settlementpreis innerhalb der letzten sieben Tage.
Hintergrund dieser Preisbewegung ist insbesondere ein verschärftes politisches Signal aus Washington. US-Präsident Donald Trump hat das ursprünglich auf 90 Tage angelegte Ultimatum an Russland drastisch verkürzt. Statt bis Anfang September bleibt Moskau nun nur noch rund zehn bis zwölf Tage Zeit, um im Ukraine-Konflikt Fortschritte bei einem Waffenstillstand vorzuweisen. Andernfalls drohen neue, sogenannte Sekundärsanktionen, unter anderem auf russische Ölexporte. Da Russland als einer der wichtigsten Nicht-OPEC-Produzenten im erweiterten OPEC+-Bündnis gilt, könnten solche Massnahmen das globale Ölangebot zusätzlich verknappen.
Dies kommt zu einem Zeitpunkt, an dem acht Mitglieder der OPEC+, darunter auch Russland, eigentlich ab August ihre Produktion um insgesamt 548'000 Barrel pro Tag (B/T) ausweiten wollen. Diese Erhöhung basiert auf einem freiwilligen Lockerungspfad zuvor vereinbarter Förderkürzungen. Ob mögliche US-Sanktionen bei den Entscheidungsprozessen der beteiligten Länder eine Rolle spielen werden, bleibt Spekulation. Nach der gestrigen Videokonferenz des OPEC+-Überwachungskomitees (JMMC) gab es jedenfalls keine Hinweise darauf, dass die geplante Produktionsausweitung im September in Frage gestellt wird. Marktteilnehmer gehen weiterhin von einer schrittweisen Erhöhung im Umfang von etwa 550’000 B/T aus.
Auch ein neues Handelsabkommen zwischen den USA und der EU sorgte zunächst für positive Impulse an den Ölbörsen. Doch der preisstützende Effekt wurde teilweise durch die Dollarstärke neutralisiert. Zudem bleibt offen, wie sich die vereinbarten US-Zölle von 15 Prozent langfristig auf die europäische Konjunktur und damit auf den Ölbedarf auswirken werden.
Ein weiterer Unsicherheitsfaktor bleibt der Handelskonflikt zwischen den USA und China. Zwar nährt das neue EU-USA-Abkommen die Hoffnung auf eine Deeskalation, doch bleibt der Ausgang der laufenden Gespräche zwischen Washington und Peking ungewiss. Ein Treffen in Stockholm könnte eine dreimonatige Verlängerung der Frist für neue Strafzölle bringen, doch bis Mitte Oktober würde die Unsicherheit die Märkte weiterhin begleiten.
Kurzfristig richtet sich der Fokus der Marktakteure heute auf die wöchentlichen US-Lagerdaten. Erste Zahlen liefert das American Petroleum Institute (API) heute Abend um 22:30 Uhr, während der detaillierte Bericht des Energieministeriums (DOE) morgen um 16:30 Uhr erwartet wird.
Börsendaten 29.07.2025 um 09:19 Uhr
ICE-Gasoil AUG: 710.25$
ICE-Brent SEP: 70.08$
NY-Rohöl WTI SEP: 66.75$
US-Dollar/CHF: 0.8067
Rheinfracht nach Basel: 27.00