15. Juli 2025
Am Montag zeigten sich die Ölpreise zunächst von ihrer starken Seite: Sowohl Brent als auch WTI markierten zur Mittagszeit neue Drei-Wochen-Höchststände an den Börsen ICE und NYMEX. Doch die Freude hielt nicht lange an – im weiteren Tagesverlauf kam es zu einer deutlichen Kurskorrektur. Auslöser war eine Rede des US-Präsidenten, die für Ernüchterung an den Märkten sorgte.
Statt sofortige neue Sanktionen gegen Russland zu verhängen, wie es viele Anleger erwartet hatten, stellte die US-Regierung ein 50-tägiges Ultimatum in Aussicht. Sollte Russland nach Ablauf dieser Frist seine Angriffe auf die Ukraine nicht einstellen, würden sogenannte Sekundärsanktionen greifen. Im Raum stehen Importzölle von bis zu 100 Prozent – und zwar auf Ölimporte aus Russland, die über Drittstaaten wie China, Indien oder die Türkei erfolgen. Laut Einschätzung der ING-Analysten könnte diese Sanktionsebene den globalen Ölmarkt grundlegend verändern, insbesondere wenn grosse Abnehmer russischen Öls ihre Handelsstrategien überdenken müssen, um negative Auswirkungen auf ihre US-Exporte zu vermeiden.
Zunächst sorgte das angekündigte Ultimatum allerdings für nachgebende Preise an den Ölbörsen. Gleichzeitig wurde bekannt, dass China im Juni so viel Rohöl importiert hat wie seit Langem nicht mehr – was kurzfristig auf eine robuste Nachfrage hindeutete. Doch die Hoffnung auf eine anhaltende Erholung der chinesischen Wirtschaft erlitt am Dienstagmorgen einen Dämpfer: Die im zweiten Quartal 2025 erzielte Wachstumsrate des chinesischen Bruttoinlandsprodukts lag mit +5,2 Prozent leicht unter dem Wert des Vorquartals (+5,4 Prozent). Dies nährt Zweifel daran, ob Chinas Ölnachfrage auch in den kommenden Monaten auf hohem Niveau bleiben wird – insbesondere im Fall weitergehender Sanktionen durch die USA.
Für den weiteren Kursverlauf der Ölpreise rückt nun der Monatsbericht der OPEC in den Fokus, der im Laufe des heutigen Nachmittags veröffentlicht wird. Besonders im Blickpunkt stehen dabei die Juni-Zahlen zur Fördermenge innerhalb der OPEC+ Allianz. Acht Mitglieder der Gruppe hatten für Juni eine Lockerung ihrer freiwilligen Produktionskürzungen in Aussicht gestellt – insgesamt um rund 411'000 Barrel pro Tag. Sollten die tatsächlichen Fördermengen jedoch hinter diesen Ankündigungen zurückgeblieben sein, könnte das den Ölpreisen zumindest kurzfristig etwas Rückenwind verleihen.
Spannung verspricht ausserdem der wöchentliche Lagerbericht aus den USA: Das American Petroleum Institute (API) veröffentlicht heute Nacht um 22:30 Uhr seine Schätzungen zu den Lagerbeständen. Genaue Zahlen zur Entwicklung der US-Rohölproduktion und -nachfrage liefert das Energieministerium (DOE) am Mittwoch um 16:30 Uhr Schweizer Zeit.
Börsendaten 15.07.2025 um 08:40 Uhr
ICE-Gasoil AUG: 692.00$
ICE-Brent SEP: 68.73$
NY-Rohöl WTI AUG: 66.45$
US-Dollar/CHF: 0.7964
Rheinfracht nach Basel: 43.50