23. Dezember 2024
In der vergangenen Woche verzeichneten die Rohölpreise an den Börsen ICE und NYMEX trotz eines leichten Plus am Freitag insgesamt einen Rückgang im Vergleich zu den Schlusskursen der Vorwoche. Der Hauptgrund hierfür war die geldpolitische Ausrichtung der US-Notenbank. Fed-Chef Jerome Powell machte in der Pressekonferenz nach der Zinssitzung am Dienstag und Mittwoch deutlich, dass die Zinssenkungen im kommenden Jahr voraussichtlich langsamer ausfallen werden, als viele Marktteilnehmer zuvor erwartet hatten.
Zum Wochenbeginn notierten die Ölfutures jedoch wieder etwas fester. Analyst Tony Sycamore von IG führt dies auf die am Freitag veröffentlichten Konsumausgaben der US-Privathaushalte zurück, die die Hoffnung auf mögliche Zinssenkungen der Fed im kommenden Jahr leicht angehoben haben. Zudem habe die Verabschiedung eines Gesetzes zur Beendigung des kurzfristigen „Shutdowns“ durch den US-Senat am Wochenende positiv auf die Märkte gewirkt, so Sycamore.
Gleichzeitig behalten Marktteilnehmer die politischen Äusserungen und Drohungen des designierten US-Präsidenten im Blick. Insbesondere seine scharfe Rhetorik gegenüber wichtigen Handelspartnern der USA schürt die Sorge, dass es unter seiner Regierung zu Handelskonflikten auf mehreren Ebenen kommen könnte. Vandana Hari, Gründerin von Vanda Insights, bewertet die Situation derzeit jedoch gelassen: „Trumps Drohungen sind für die Ölmärkte momentan vor allem Lärm. Aufgrund des schwachen Handelsvolumens und fehlender starker Impulse erwarte ich, dass die Rohölpreise bis Jahresende seitwärts tendieren.“
Auf der Angebotsseite gibt es für die Marktteilnehmer zunächst keine kurzfristigen Änderungen. Die OPEC+ hat ihre Produktionskürzungen bis Ende des ersten Quartals 2024 verlängert. Gleichzeitig sorgen neue westliche Sanktionen gegen Russland und den Iran für zusätzlichen Druck auf das Angebot. Diese Entwicklungen haben spekulative Händler, darunter Hedgefonds, dazu veranlasst, ihre Wetten auf steigende Brent-Preise wieder zu erhöhen. Laut den Daten zu den Netto-Long-Positionen beim Nordsee-Rohöl erreichten diese in der Woche bis zum 17. Dezember den höchsten Stand seit Anfang Juli.
Obwohl die Handelswoche aufgrund der Feiertage verkürzt ist, stehen noch einige wichtige Wirtschaftsdaten aus den USA zur Veröffentlichung an. Heute wird beispielsweise der vom Conference Board ermittelte Index zum Verbrauchervertrauen für Dezember erwartet. Am Morgen testeten die Ölfutures an ICE und NYMEX bereits erste Widerstände, die jedoch bislang stabil geblieben sind.
Die Rohölmärkte bewegen sich in einem Umfeld zwischen geldpolitischen Signalen, geopolitischen Spannungen und einer stabilen Angebotslage. Auch wenn kurzfristig keine grösseren Preissprünge erwartet werden, könnten wirtschaftliche Daten und politische Entwicklungen neue Impulse setzen. Zum Jahresende bleibt die Stimmung an den Märkten vorerst zurückhaltend.
Börsendaten 23.12.2024 um 08:50 Uhr
ICE-Gasoil JAN: 681.50
ICE-Brent FEB: 73.20
NY-Rohöl WTI JAN: 69.75
US-Dollar/CHF: 0.8945
Rheinfracht nach Basel: 19.00