06. Mai 2025
Nach der Ankündigung mehrerer OPEC+-Staaten, ihre freiwilligen Förderkürzungen im Juni deutlich zurückzufahren, gerieten die internationalen Ölpreise unter Druck. Am Montag erreichten die beiden wichtigsten Rohölsorten, Brent und WTI, die tiefsten Schlusskurse seit Februar 2021. Im Laufe des gestrigen Tages konnten sich die Preise jedoch leicht erholen – und auch heute setzt sich diese Erholung zunächst fort.
Ein möglicher Grund dafür ist laut Analysten die Rückkehr chinesischer Marktteilnehmer nach den Feiertagen rund um den Tag der Arbeit. Da China als grösster Ölimporteur weltweit gilt, könnte die wiederaufgenommene Handelsaktivität für zusätzliche Nachfrage gesorgt haben. Die Analystin Priyanka Sachdeva von Phillip Nova geht davon aus, dass chinesische Käufer die Gelegenheit genutzt haben, um sich Öl zu den momentan günstigen Preisen zu sichern. Auch ING-Analyst Warren Patterson verweist auf die Bedeutung der chinesischen Rückkehr für die Stabilisierung der Preise und spricht zusätzlich von neu geweckter Hoffnung auf Handelsgespräche.
Trotz dieser positiven Signale bleibt die Stimmung am Markt verhalten. Patterson warnt, dass die anhaltenden Unsicherheiten auf der Nachfrageseite sowie die veränderte Förderpolitik der OPEC+ ein weiterhin bestehendes Risiko für sinkende Preise darstellen.
Mehrere Banken haben inzwischen ihre Preisprognosen nach unten korrigiert. Analyst Yeap Jun Rong von IG weist jedoch darauf hin, dass der starke Preisrückgang zu Wochenbeginn möglicherweise übertrieben war. Die derzeitige Erholung sei laut ihm vor allem technischer Natur und nicht unbedingt ein Zeichen für eine nachhaltige Trendwende. Auch er sieht – wie Patterson – weiterhin ein gewisses Abwärtspotenzial.
Im weiteren Tagesverlauf richtet sich der Fokus der Marktteilnehmer auf den Monatsbericht der US-Energiebehörde EIA. Allerdings dürfte dieser die jüngsten Entscheidungen der OPEC+ noch nicht berücksichtigen, was den unmittelbaren Einfluss des Berichts auf die Ölpreise begrenzen könnte. Die Monatsberichte der OPEC und der Internationalen Energieagentur (IEA) werden erst nächste Woche erwartet.
Trotz der leichten Preisbewegung nach oben bleiben die aktuellen Niveaus aus Käufersicht weiterhin sehr attraktiv. Gleichzeitig steigen aktuell die Wasserstände am Pegel Kaub kontinuierlich an – für die zweite Wochenhälfte werden Pegel von über 160 cm erwartet. Damit könnten die derzeit erhöhten Frachtraten für Rohöltransporte auf dem Rhein wieder etwas nachgeben.
Börsendaten 06.05.2025 um 08:45 Uhr
ICE-Gasoil MAI 592.50$
ICE-Brent JUL 61.35$
NY-Rohöl WTI JUN: 58.21$
US-Dollar/CHF: 0.8228
Rheinfracht nach Basel: 105.00