Geopolitik verliert an Einfluss

30. Juni 2025

In der vergangenen Woche verzeichneten die Ölpreise den stärksten Rückgang seit über einem Jahr. Ausschlaggebend war vor allem die Entspannung im Nahen Osten: Nachdem es Mitte Juni durch israelische Angriffe auf iranische Atomanlagen und unterstützende US-Luftschläge zu einem Preissprung gekommen war, sorgte die Ankündigung eines Waffenstillstands durch Präsident Trump für eine schnelle Gegenbewegung. Der Brent-Preis fiel daraufhin von über 80 auf rund 67 Dollar pro Fass.

 

Laut Analysten wie Tony Sycamore (IG Markets) ist ein Grossteil der geopolitischen Risikoprämie inzwischen wieder verschwunden. Trumps wiederholte Hinweise auf mögliche Lockerungen der Iran-Sanktionen haben diesen Effekt zusätzlich verstärkt. Trotz geopolitischer Entspannung bleibt die Lage im Nahen Osten aber fragil und Fortschritte im Atomstreit mit dem Iran sind weiterhin kaum absehbar.

 

Die Aufmerksamkeit richtet sich nun wieder stärker auf fundamentale Faktoren wie Angebot und Nachfrage. Laut Vivek Dhar von der Commonwealth Bank könnte die Wirkung der iranischen Ölexporte auf die Brent-Futures an Bedeutung verlieren. Stattdessen rückt die nächste OPEC+-Sitzung am 6. Juli in den Fokus. Mehrere Mitgliedsländer, die derzeit freiwillig stärker kürzen als vereinbart, sind laut Medienberichten bereit, über eine Produktionsausweitung um 411’000 Barrel pro Tag für August zu verhandeln.

 

Obwohl sich die Preise aktuell wieder auf dem Niveau vor der Eskalation befinden, deutet sich für das zweite Quartal ein Rückgang von rund 10 % an. Belastend wirken zusätzlich mögliche US-Sonderzölle, die in zehn Tagen in Kraft treten könnten, sowie die anhaltende Unsicherheit über die chinesische Ölnachfrage.

 

Zwar zeigen aktuelle chinesische Konjunkturdaten eine leichte Erholung in Industrie und Dienstleistung, sie bleiben jedoch unter der wichtigen Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Das dämpft die Erwartungen an eine nachhaltige Nachfragesteigerung beim weltweit grössten Ölimporteur.

 

Die Kombination aus geopolitischer Entspannung, möglichen Sanktionslockerungen und steigender Förderung sorgt für ein komfortables Angebotsumfeld. Entsprechend zeigen auch die Inlandspreise zum Monatsende spürbare Rückgänge.

 

Börsendaten 30.06.2025 um 09:00

ICE-Gasoil JUL: 666.25$
ICE-Brent AUG: 67.45$
NY-Rohöl WTI AUG: 65.07$
US-Dollar/CHF: 0.7978
Rheinfracht nach Basel: 36.00

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