21. Juli 2025
An den grossen Ölbörsen in London (ICE) und New York (NYMEX) reagieren Händler bisher kaum auf die neuen Sanktionen gegen Russland. Ein Grund dafür ist, dass die USA erst Ende August entscheiden will, ob die Strafmassnahmen verschärft werden. Ohne die USA zeigen Sanktionen wie Preisgrenzen oder Importverbote bislang nur wenig Wirkung. Trotzdem könnten die Regeln der EU – etwa das Verbot von Produkten, die aus russischem Öl hergestellt wurden – bald spürbare Auswirkungen haben, besonders bei den Heiz- und Treibstoffen (Destillaten).
Die Versorgung mit Destillaten ist derzeit knapp – vor allem in den Lagerzentren rund um Amsterdam, Rotterdam und Antwerpen (ARA-Raum) sowie in den USA. Laut einer Einschätzung von JPMorgan sorgt die starke Sommernachfrage zusammen mit tiefen Lagerbeständen für steigende Preise.
Das zeigt sich deutlich am sogenannten „Frontmonat“ für Gasoil – also dem nächstmöglichen Liefertermin. Dieser war in letzter Zeit deutlich teurer als spätere Liefermonate. Das nennt man „Backwardation“, ein Zeichen für eine besonders enge Marktlage. Am Freitag kam es zwar zu einer kleinen Preiskorrektur, aber je näher wir dem Monatswechsel am 12. August kommen, desto stärker könnte die Schwankung bei den Preisen wieder zunehmen.
Auch politisch bleibt die Lage angespannt. Die wichtige Pipeline von Kirkuk nach Ceyhan ist weiterhin nicht in Betrieb. Und mögliche US-Sanktionen gegen die EU werden vom Markt im Moment eher gelassen aufgenommen, da es unter Donald Trump schon häufiger zu kurzfristigen Änderungen in der Politik kam.
In dieser Woche werden viele Marktteilnehmer auf die neuen Daten aus den USA zu den Öl- und Destillatlagern schauen. Diese könnten Hinweise geben, ob sich die Lage bald entspannt oder sich der Engpass noch verschärft.
Die Marktlage bleibt aktuell schwierig einzuschätzen: Zwar will die OPEC ab dem 1. August etwas mehr Öl fördern, aber gleichzeitig führen Sanktionen und knappe Lagerbestände in bestimmten Bereichen zu Versorgungsengpässen – besonders bei Heizöl und Diesel. Klare Preistrends lassen sich derzeit kaum ablesen, der Markt bleibt volatil.
Börsendaten 21.07.2025 um 08:41 Uhr
ICE-Gasoil AUG: 713.50$
ICE-Brent SEP: 69.25$
NY-Rohöl WTI AUG: 67.41$
US-Dollar/CHF: 0.8006
Rheinfracht nach Basel: 41.00